Justinus Kerner (1786-1862): Dichter, Arzt und Naturforscher (2021) — TEIL 4

Kerner und die »Seherin von Prevorst«

Wie gesagt: Im frühen 19. Jahrhundert war der Mesmerismus im Sinne der romantischen Naturphilosophie ein zentrales Konzept für Ärzte und Naturforscher, die vor allem von den psychischen Phänomenen des so genannten »Somnambulismus« fasziniert waren, vom automatischen Schreiben bis hin zum Geistersehen. Es handelt sich hier um psychische Phänomene, die quasi im hypnotischen (»magnetischen«) Dämmerzustand oder »Schlafwachen« (Trance) auftreten. Gerade Kerner war von solchen Zuständen fasziniert, befasste er sich doch als Arzt auch mit so genannten Somnambulen und Besessenen, zumeist weiblichen Kranken, die man heute wohl mit bestimmten psychiatrischen Diagnosen versehen würde (Schizophrenie, Psychose, Angststörung, Wahnkrankheit und dergleichen; früher »Hysterie«). Kerner hatte nun eine Patientin, die er zweieinhalb Jahre betreute und deren Krankengeschichte er in zwei Bänden unter dem Haupttitel: »Die Seherin von Prevorst« veröffentlichte. (Abb. 15: Titelblatt, 2. Aufl. 1832) Ich sehe diese Schrift als eine der bedeutendsten Krankengeschichte an, die je von einem Arzt verfasst wurde, und möchte deshalb etwas näher auf sie eingehen.

Ab November 1826 behandelte Kerner, der seit 1819 als Oberamtsarzt in Weinsberg fungierte, die damals 25-jährige schwerkranke Friederike Hauffe aus dem Dorf Prevorst bei Löwenstein, die „ein Bild des Todes, völlig verzehrt, sich zu heben und zu legen unfähig“ – an täglichen Dämmerzuständen litt, in denen sie »Geister« sah. (Abb. 16: Seherin von Prevorst, Porträt)Nach einigen Monaten wurde sie in den Kerner’schen Haushalt aufgenommen, wo sie bis kurz vor ihrem Tod im August 1829 lebte und von der ganzen Familie gepflegt wurde. Im Mittelpunkt der ärztlichen Behandlung der »Seherin« stand das »Magnetisieren«, was freilich auf deren Selbstmagnetisieren hinauslief, da diese sich Art, Umfang und Zeitpunkt der »magnetischen Manipulationen« in der Regel selbst verordnete. Kerner hatte sie so zu magnetisieren, wie es ihr »Schutzgeist« vorexerzierte. Die »Heilbestrebungen im Innern« (als Heilkraft der Natur) zielten – gemäß der mesmeristischen Vorstellung – darauf ab, eine »wohltätige Krise« zu verursachen. Eine besondere Rolle spielte ein fantastischer Heilapparat, der »Nervenstimmer«, der in seinem gedachten Wirkmechanismus einem »magnetischen Kübel« (französisch »baquet«) nachempfunden war und nach Angaben der »Seherin« – wie angeblich vom »Geist« ihrer verstorbenen Großmutter befohlen – von Kerner nachgebaut wurde. (Abb. 17: Nervenstimmer)

Interessanterweise betätigte sich die Somnambule in Kooperation mit ihrem Arzt auch als Heilerin (als »Medium« im Sprachgebrauch der späteren Parapsychologie), wie dies in jener Zeit häufiger der Fall war. Sie fungierte manchmal sozusagen als heilende Arzthelferin. So »erfühlte« sie zum Beispiel bestimmte Heilmittel, insbesondere das Johanniskraut, das sie als Amulett oder Aufguss nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Kranken verordnete. So habe sie einmal einen jungen Mann, »der zur Melancholie geneigt war«, mit Johanniskraut heilen können. Gewöhnlich aber benutzte sie bei ihren Amuletten das geschriebene Wort »hauptsächlich in ihrer Sprache des Innern«, die im Verständnis der Beobachter direkt der Ursprache der Natur (einer A rt von »Hieroglyphen«) entstammen sollte. (Abb. 18: Innere Schrift) Das Szenario der geschilderten Phänomene – vom Sehen des eigenen Sonnengeflechts im Hypochondrium, über sensitive Experimente mit Metallen und Edelsteinen bis hin zu Fernheilungen und Geistererscheinungen – ist überaus reichhaltig (und stellt nebenbei gesagt die meisten Fallgeschichten aus dem Bereich der »Geistheilung« in den Schatten).

Die Krankheit der Seherin sollte nachträglich nicht in die heute gültige diagnostische Klassifikation gepresst werden. Am ehesten wäre wohl aus heutiger Sicht an einen schweren psychotischen Prozess zu denken. Übrigens ergab ihre Sektion durch Dr. Off zu Löwenstein zwar krankhafte Befunde der »Unterleibsdrüsen«, der Leber und des Herzens. Dieser habe jedoch behauptet, »noch nie ein gesunderes und schöner gebildetes Gehirn in einem Menschen getroffen zu haben«. Den Romantikern imponierte eben das »magnetische Leben« der Somnambulen nicht primär als Ausdruck einer organischen Gehirnkrankheit oder als psychiatrische Minusvariante, sondern vielmehr als eine Offenbarung der verborgenen Natur im Menschen, als tiefe und gleichsam mystische Erleuchtung, die dem normalen Menschen in der Regel verschlossen war. Die »Seherin« Friederike Hauffe in Kerners gastfreundlichem Haus war eine wissenschaftliche Sensation. Sohn Theobald, der selber Arzt wurde und im Kernerhaus praktizierte, schrieb später in seinen Erinnerungen: »Es kamen damals der Seherin zulieb auf Tage oft auch auf Wochen J. Görres, Fr. Baader, F. J. Schelling, G. Schubert, Eschenmayer, Dr. Strauß, Passavant, Schleiermacher, Wangenheim, Schönlein, Köstlin, … Gläubige und Ungläubige und Philosophen, Doktoren, Professoren und Schriftgelehrte aller Art. Der liebste Besuch war mir immer Stadtschultheiß Titot von Heilbronn. Er hatte eine große Mineraliensammlung und brachte oftmals verschiedene Steine, mit denen mein Vater bei der Seherin Versuche machte.« Manche Somnambulen wurden wegen ihrer außergewöhnliche Fähigkeiten fast wie Heilige verehrt, was auf die Seherin Friederike Hauffe jedenfalls zutraf, vor der Kerner tiefe Ehrfurcht hatte. Dies zeigt sein Nachruf in Gedichtform, den er am Ende des zweiten Bands abdrucken ließ, für einen Arzt heutzutage undenkbar. Die ersten drei von sechs Strophen lauten:

Leb‘ wohl! was ich dir hab‘ zu danken,

Trag‘ ich im Herzen immerdar.

Es schaut mein Innres ohne Wanken

In geist’ge Tiefen, wunderklar.

Wo du auch weilst, im Licht, im Schatten,

Ein Geist bei Geistern weilest du;

O sende, will mein Glaub‘ ermatten,

Mir liebend einen Führer zu.

Und lebst du bald in höhrem Bunde

Mit sel’gen Geistern, leicht und licht,

Erschein‘ in meiner Todesstunde,

Mir helfend, wenn mein Auge bricht.

Nie sind schwerkranke psychiatrische Patienten individueller und menschenfreundlicher behandelt worden, als von solchen naturphilosophisch inspirierten Ärzten. Zur historischen Wahrheit gehört aber auch, dass just zur selben Zeit große Irrenheilanstalten entstanden, in denen die Kranken einem nivellierenden Regime mit umfassenden Zwangsmaßnahmen (aus heutiger Sicht Foltermethoden) unterworfen waren.

Kerners zweibändige Krankengeschichte stellt ein höchst differenziertes und sensibles ärztliches Forschungsprotokoll dar. Man bemerkt eine eigenartige Stabilität des Verhältnisses zwischen dem Arzt (einschließlich seiner Familie) und der Patientin. Beobachten, Niederschreiben, Dokumentieren bedeuteten eine Objektivierung und Kontrolle seines Umgangs mit der Kranken. Kerner vergaß dabei nie die ihm vorgegebene ärztliche Rolle: Er begriff die Seherin durchgehend als Schwerkranke, ja Todkranke. Gerade im Lichte moderner Psychotherapie und Psychoanalyse erstaunt uns heute seine intuitive Sicherheit, mit der er die Nähe der Patientin suchte und zugleich Distanz zu ihr hielt – ohne sich „anstecken“ zu lassen und selbst ihrem Geistersehen zu verfallen. Dies gilt auch für seine intensive Auseinandersetzung mit dem »Besessenseyn« (»kakodämonisch-magnetischen Zuständen«) und dem »Tischrücken« als neuem Ausdruck spiritistischen Geisterglaubens um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Er verfügte über selbstanalytische Fähigkeiten und Erfahrungen, die ihm trotz eigener melancholischer Seelenzustände eine erstaunliche »Ich-Stärke« (Freud) ermöglichten. Diese äußerte sich nicht zuletzt in seiner charakteristischen Selbstironie, wie sie zum Beispiel in den erst 1890 von seinem Sohn Theobald publizierten »Kleksographien«, so nannte Kerner seine Faltbilder, zum Ausdruck kommt. Damit antizipierte er den psychologischen Projektionstest nach Rorschach. (Abb. 19: Klecksographie) Auch in seinem medizinischen Werk spielte die Dichtkunst, gewissermaßen die Magie der Sprache, für Kerner immer eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Rolle. Er war kein herausragender Forscher, der in einem Universitätslabor arbeitete, oder genialer Denker, der am Schreibtisch nach der Weltformel suchte – aber er war, wie Theodor Heuss ihn beschrieben hat, sicher ein »Genie der Freundschaft«, das uns gerade in Medizin und Gesundheitswesen zum Nachdenken anregen kann.

Abb. 15: Titelblatt „Erster Theils“; Zweitaufl. von 1832 (Erstaufl. 1829)
Abb. 16: Friederike Hauffe (1801-1829), die „Seherin von Prevorst“
http://www.literaturland-bw.de/museum/info/85/
Abb. 17: Der „Nervenstimmer“, ein magnetisches Gerät, nachgebaut nach den Angaben von Friederike Hauffe; befindet sich im Kernerhaus Weinsberg
https://www.aerzteblatt.de/app/print.asp?id=35265#group-2
Abb. 18: Die „innere Schrift“ der Seherin, die von den Romantikern als Ursprache (‚“Hieroglyphensprache“) der Natur angesehen wurde; aus „Die Seherin von Prevorst“ (1829)
Ab. 19: „Kleksographien von Justinus Kerner“ (1890); Kerners Faltbilder, z. T. retouchiert und mit Kurzgedichten versehen; posthum herausgegeben von seinem Sohn Theobald

Justinus Kerner (1786-1862): Dichter, Arzt und Naturforscher (2021) — TEIL 3

Kerner als Arzt und Naturforscher

Entgegen einem verbreiteten Vorurteil waren die von der Romantik geprägten Ärzte und Naturforscher keineswegs nur Schwärmer und Naturmystiker, welche die Entwicklung der (natur)wissenschaftlichen Medizin blockiert hätten. Gerade die spekulative Naturphilosophie beflügelte ihre vielfältigen und durchaus zukunftsweisenden Experimente – man denke nur an die galvanischen Studien des Physikers Johann Wilhelm Ritter im Kreis der Jenaer Romantiker um 1800, der als erster das ultraviolette Licht experimentell nachgewiesen hat. Dass poetische Höhenflüge durchaus mit naturwissenschaftlich-experimenteller Forschung vereinbar sind, zeigt gerade Kerners Beispiel. Bereits in seiner lateinisch verfassten Doktorarbeit »Beobachtungen über die Funktionen der einzelnen Teile des Ohres« (1808) erwies sich der angehende Arzt als origineller Naturforscher, der bei seinen tierexperimentellen Studien auch nicht vor der Vivisektion zurückschreckte. So entfernte er zum Beispiel einer Katze die rechte Ohrmuschel, um später zu untersuchen, wie sich ihr Hörvermögen verändert hatte.

Noch eindrucksvoller sollte er als junger Amtsarzt seine Fähigkeit zu selbstständiger Forschung bei der so genannten „Wurstvergiftung“ unter Beweis stellen. (Abb. 10: Schrift über die »Wurstvergiftung«, Titelblatt) Kerner, der mit schweren Vergiftungen und Todesfällen eigener Patienten konfrontiert war, lieferte die erste klinische Beschreibung dieses Krankheitsbildes, das heute als „Botulismus“ bekannt ist. Neben eigenhändig vorgenommenen Sektionen führte er auch zahlreiche Tierexperimente an Katzen, Kaninchen sowie an sechs verschiedenen Vogelarten durch. Besonders zu erwähnen ist sein ziemlich gefährlicher Selbstversuch mit einer wässrigen Lösung des »Wurstgiftes«, das er aus verdorbenen Würsten extrahierte und womit er bei sich tatsächlich Anfangssymptome der Vergiftung (zum Beispiel »Mattwerden und Spannen in den Augenlidern«, »Gefühl von Vertrocknung im Halse«) auslösen konnte. Erst im 20. Jahrhundert wurde Kerners „Wurstgift“ als Botulinumtoxin identifiziert. Aufgrund seiner hohen Toxizität gehört es heute zu den gefürchtetsten C-Waffen. Andererseits dient es seit wenigen Jahrzehnten – in minimalen Dosen injiziert – als potentes Mittel gegen Muskelkrämpfe aller Art (zum Beispiel Blepharospasmus). Allerdings hatte Kerner schon vermutet, dass das »Wurstgift« in kleinster Dosierung auch als Heilmittel gegen die Übererregbarkeit im peripheren motorischen Nervensystem eingesetzt werden könnte. Wegen seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Wurstvergiftung wurde er gerne als »Wurstkerner« verspottet. Aber gerade wegen seiner Erstbeschreibung des klinischen Bilds des Botulismus ist Kerner in der Medizin heute nicht ganz vergessen. So wird er auf Kongressen der Neurologie durchaus als Pionier erwähnt. Pharmafirmen, die Botox herstellen, erinnern gerne an ihn und sein Name erschien bis in jüngster Zeit noch im Pschyrembel. Die jetzige Online-Ausgabe verzichtet auf den Hinweis, der vermutlich als historischer Ballast angesehen wird.

Im Frühjahr 1831 erreichte eine verheerende Cholera-Epidemie, die ihren Ursprung in Indien hatte, über Russland Mittel- und Westeuropa, die dann als »Pest des 19. Jahrhunderts« bezeichnet wurde. Die Ärzte und Medizinalbehörden waren in höchster Alarmbereitschaft. Alle zum Teil massiven Quarantäne-Maßnahmen zu ihrer Eindämmung konnten jedoch ihre Ausbreitung nach Westeuropa nicht aufhalten. Alle denkbaren Heilmethoden wurden eingesetzt, aus heutiger Sicht hilflose Versuche: Dampfbäder, Dampfbetten, Räucherungen, Glüheisen oder siedendes Wasser auf die Magengegend, Aderlass, Laxantien (Abführmittel), Brechmittel, Auspeitschen mit Brennnesseln, kalte Duschen und anderes mehr. Der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann empfahl den Kampfer, um »die feinsten Thiere niederer Ordnung […] zu tödten und zu vernichten«. Ärzte verfassten unzählige Aufklärungsbroschüren und Aufrufe an die Bevölkerung. So richtete auch Justinus Kerner als Oberamtsarzt 1831 ein »Sendschreiben an die Bürger des Oberamts Weinsberg in Betreff der uns drohenden Cholera«, um sie aufzuklären und ihnen Mut gegen den »asiatischen Würger« zu machen. Es ist bemerkenswert, dass er sich nicht auf eine bestimmte der soeben erwähnten Heilmethoden kapriziert, sondern sein Hauptaugenmerk auf die mangelnde Hygiene und die daraus abzuleitenden prophylaktischen Maßnahmen richtet. „Lüftet! Waschet! Feget!“ lautet seine Aufforderung. Und er merkt an: »Nimmt mir nicht übel, aber oft kam es mir vor, als seye die schlimmste, die häufigste Krankheit unter Euch die Wasserscheu . . .« Und weiter: »So befleißiget Euch doch zu Speis und Trank das zu wählen, was Euern Bauch nicht belastet . . . und vorempfänglich macht. Denn den Völler, den Säufer, den Fresser trifft (die Cholera) gar leicht«, auch den »Furchtsamen und Zweifelnden«, vor allem aber den »Unreinlichen, den Schmutzigen am Leib und im Haus«. Ebenso entscheidend aber ist die psychische Abwehr, die er mit dem Wort »Gottvertrauen« charakterisiert. Denn den Furchtsamen und Verzweifelnden treffe die Seuche leicht, wer ihr dagegen mutig und fromm die Stirn zeige, können sich am besten vor ihr schützen. Auch aus heutiger Sicht hatte er richtig erkannt, dass – im Gegensatz zu Angst und Stress – Gelassenheit und Lebensmut die Abwehrkraft des Organismus stärkt. Es sei hier angemerkt, dass die einzige zuverlässig und sofort wirksame Therapie der Cholera, nämlich die Infusion zum Ausgleich des dramatischen Flüssigkeitsverlusts, erst im 20. Jahrhundert möglich wurde.

Kerner hatte ein gutes Gespür für psychosomatische Zusammenhänge und den enorme Wirkung der Einbildungskraft auf das Krankheits- und Heilungsgeschehen. Wir befinden uns in einer Zeit, als es noch keine Psychotherapie in unserem Sinne gab und die Begriffe »Stress« und »Placebo« völlig unbekannt waren. Eine Episode kann Kerners psychologisches Verständnis, seine pragmatische Heilkunst und die Offenheit für die Volksmedizin beleuchten. In seiner Rede vor der Versammlung der Oberamtsärzte und Chirurgen zu Heilbronn über die »Heilung durch Sympathie« (1843) beklagt er die Ignoranz der »rationellen Medicin«. Hier erweist er sich als ein typischer Vertreter der Romantik. »Sympathetische Heilmittel haben sich durch Tradition von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt, auch in Büchern bewahrt, während die rationelle Medicin sich zu vornehm denkend, sie nicht beachtete, aber doch hie und da erleben musste, daß Gebrechen, die auf ihre Weisen nicht zu heilen waren, oft jenen sympathetischen Einwirkungen wichen.« Er forderte die Kollegen dazu auf, die Heilung durch Sympathie vorurteilslos zu erforschen und praktische Erfahrungen zu sammeln. »Die Zeit ist offenbar vorüber, wo man sich schämte, vom Katheder zum Volk hinabzusteigen und unter ihm Perlen für die Wissenschaft zu suchen.« »Magnetische Erscheinungen« sind für Kerner Naturphänomene, »weder als Ausgeburten des Aberglaubens, noch als Wunder zu nehmen«.

Er weiß um die Bedeutung des Arztes als Heilfaktor, um die »Droge Arzt« (Michael Balint), »daß dieser zugleich das Heilmittel seyn muß, daß also von der Kraft, die von ihm ausgeht, auch sehr das Gelingen solcher Heilungen ausgeht«. Kernerstieß mit diesem Vortrag offenbar auf keinen nennenswerten Widerspruch. Allerdings entspann sich drei Jahre später eine interessante standespolitische Auseinandersetzung. 1846 behandelte Kernerden »Hirschwirt Kachel aus Kochersteinsfeld« wegen Schwindsucht und angeblichem »Todeszauber« seiner Frau. Neben der üblichen Verordnung herkömmlicher Medikamente aus der Apotheke gab Kernerdem Kranken auch einen beschriebenen Zettel als Amulett zum Umhängen gegen den angenommenen bösen Zauber der Ehefrau. Dies wurde nach dem Tode des Patienten bekannt und führte zu einem Nachspiel. In einem Schreiben der Regierung an das Medizinalkollegium, die oberste Medizinalbehörde des Landes, ist zu lesen: »Die Anwendung sympathetischer Mittel von seiten des Dr. Kernerscheint uns mit seiner Stellung als öffentlich angestellter Gesundheitsbeamter unvereinbar zu sein.« Kernerhatte zuvor sein Handeln in einer Stellungnahme gerechtfertigt: »Diß [die Verordnung des Amuletts] geschah von mir mit aller wissenschaftlichen Überlegung und mit aller Vereinigung meiner Stellung als Oberamtsarzt als ein auf die Einbildung dieses Mannes psychisch wirkendes Mittel.« Schließlich wurde er in seiner Auffassung »von seiten der Medicinalpolizey« bestätigt und vom Vorwurf der unwissenschaftlichen Kurpfuscherei entlastet.

Wie bereits angedeutet, waren damals sehr heterogene Heilkonzepte im Schwange. Eines aber war von herausragender Bedeutung: nämlich der so genannte animalische oder thierische Magnetismus, auch »Lebensmagnetismus« oder nach seinem Begründer Franz Anton Memser »Mesmerismus« genannt. Ohne eine Berücksichtigung dieses Konzepts können wir weder Kerner noch die Medizin und Naturforschung unter dem Vorzeichen der Romantik begreifen. Aber es beeinflusste auch die Geisteswissenschaften, insbesondere die Philosophie (hier wären etwa Schelling und Schopenhauer zu nennen) sowie die Literatur (von Heinrich von Kleist, E. T. A. Hoffmann und Edgar Allan Poe bis hin zu Thomas Mann).

Was hat es nun mit dem »Magnetismus« auf sich? Paracelsus, der den Magneten in die Medizin einführte – als Heilinstrument und mehr noch als Symbol der verborgenen (Heil-)Kräfte der Natur –, begründete im frühen 16. Jahrhundert den medizinischen „Magnetismus“. Paracelsus empfahl den Magneten als Heilinstrument, etwa um verrückte Organe wieder an ihre richtige stelle im Körper zu lenken (etwa die »verrückte« Gebärmutter). Wichtiger aber ist der Magnet als Symbol für die verborgene, unsichtbare Heilkraft der Natur. Dieser Magnetismus bildete die gedankliche Basis für so genannte magnetische oder sympathetische Kuren, magische Heilmethoden, die vor allem in der Volksmedizin bis auf den heutigen Tag eine wichtige Rolle spielen, vom „Warzen-Besprechen“, Handauflegen bis hin zur Edelsteintherapie.

Als der Wiener Arzt Franz Anton Mesmer um 1775 den „animalischen Magnetismus“ (das heißt »Lebensmagnetismus«) einführte, stellte er sein Konzept unter dem Vorzeichen der Aufklärung auf eine (quasi) physikalische Grundlage. (Abb. 11: Mesmer-Porträt) Das den Kosmos wie die Nerven durchströmende „Fluidum“ („Allflut“; quasi Äther) wurde analog den Wirkungen von Magnet und Elektrizität als ein äußerst subtiles „Agens“ aufgefasst, das als Heilmittel auf den Kranken – auch ohne einen Magneten – übertragen werden könne. (Abb. 12: Magnetisieren) Das Fluidum konnte angeblich auch in einem »magnetischen Kübel« (franz. Baquet; quasi ein Konensator) akkumuliert und auf die Kranken übertragen wrden. (Abb. 13: Baquet-Szene) Die romantische inspirierten Ärzte und Naturforscher im frühen 19. Jahrhundert waren, wie Kerners Beispiel zeigt, von den „magnetischen“ Phänomenen fasziniert.

Bereits als Knabe machte Kerner die Bekanntschaft mit dem „animalischen“ oder „thierischen Magnetismus“ Franz Anton Mesmers. Der Heilbronner Stadtphysikus Eberhard Gmelin (1751–1809) magnetisierte den von einem chronischen Magenleiden gequälten elfjährigen Justinus. (Abb. 14: Gmelin/Díss. G. Bauer 1994) Gmelin war einer der ersten Anhänger des „animalischen Magnetismus“ in Deutschland. Er therapierte seine Patienten mit dieser seinerzeit neuartigen Heilmethode, so etwa – allerdings ohne Erfolg – den mit ihm befreundeten Friedrich Schiller im Jahr 1793. Die folgende Szene schildert die erste Begegnung Kerners mit diesem Heilkonzept, das später für ihn als magnetisierenden Arzt und ersten Mesmer-Biografen von größter Wichtigkeit werden sollte.

»Er [Gmelin] . . . hieß mich auf einen Stuhl setzen, sah mir mit seinen schwarzen Augen fest ins Auge und fing mich mit seinen ausgestreckten Händen von Kopf bis in die Magengegend zu bestreichen an; er behauchte m r auch mehrm als die Herzgrube [Hypochondrium ]. Ich wurdeganz schläfrig und wußte endlich nichts mehr von mir. Ich mag langeschlafend gewesen sein, als ich erwachte … Bei meinem damals ohnedies vorherrschenden Gemütsleben hatte jene magnetische Manipulation, so kurz sie auch war, ein magnetisches Leben in mir erweckt, das mir von dortan jene voraussagenden Träume und Ahnungen gab und in mir später selbsteine Vorliebe für die Erscheinungen des Nachtlebens der Natur, für Magnetismus und Pneumatologie [Geisterkunde] schuf. Von da an schien auch wirklich eine Abnahme meines körperlichen Leidens sich einzustellen.«

Kerner setzte später wie sehr viele Ärzte seiner Zeit den animalische Magnetismus als Heilmethode ein. Es dürfte seinerzeit kaum einen Arzt gegeben haben, der sich nicht wenigsten punktuell einmal als Magnetiseur betätigt hätte. Selbst Hahnemann empfahl den Mesmerismus – übrigens als einzige Heilmethode neben der Homöopathie – und magnetisierte manche Patienten, um die Wirkung des homöopathischen Mittels zu verstärken.

Abb. 10: Titelblatt der Monografie
Abb. 11: Porträt von F. A. Mesmer (1734-1815)
https://www.wikiwand.com/en/Franz_Mesmer
Abb. 12: Magnetisieren durch magnetische „Manipulation“ (um 1800)
https://www.wikiwand.com/de/Animalischer_Magnetismus
Abb. 13: Baquet-Szene; Gruppierung um den magnetischen Kübel mit Mesmer (2. v. r.)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%22Le_Baquet_de_Mesmer%22_Wellcome_M0006352.jpg
Abb. 14: Publizierte Dissertation von Gerhard Bauer (1994)

Justinus Kerner (1786-1862): Dichter, Arzt und Naturforscher (2021) — TEIL 2

Kerner als Dichter und Literat

Als Medizinstudent in Tübingen (1804–1808) bildete Justinus Kerner zusammen mit seinem Freund Ludwig Uhland einen Freundeskreis, der große Ausstrahlung erlangen sollte, der in der Literaturwissenschaft als „schwäbische Romantik“ bezeichnet wird. Auf der bekannten Abbildung, die allerdings sehr viel später entstanden ist und eine Szene in Kerners Garten in Weinsberg darstellt, sieht man ihn in der Mitte mit Stock, flankiert von den beiden Dichtern Nikolaus Lenau (links sitzend) und Ludwig Uhland (rechts sitzend), im Hintergrund links Sohn Theobald und rechts Ehefrau Friederike („Rickele“) (Abb. 3: Freundeskreis). Neben seinen medizinischen Schriften, die aus seiner ärztlichen Tätigkeit erwuchsen, veröffentlichte er Gedichtbände, Erzählungen und schließlich eine Mesmer-Biographie, die sein schriftstellerisches und dichterisches Können belegen. Kerners Gedichte haben als Liedtexte zum Teil große Popularität erlangt.

So verfasste er als 20-jähriger Student in Tübingen das „Wanderlied“ (1808), vielleicht das populärste seiner Gedichte. Hier die beiden ersten Strophen, die den meisten bekannt sein dürften:

Wohlauf! noch getrunken den funkelnden Wein!
Ade nun, ihr Lieben! geschieden muß sein.
Ade nun, ihr Berge, du väterlich‘ Haus!
Es treibt in die Ferne mich mächtig hinaus.

Die Sonne, sie bleibet am Himmel nicht stehn,
Es treibt sie, durch Länder und Meere zu gehn.
Die Woge nicht haftet am einsamen Strand,
Die Stürme, sie brausen mit Macht durch das Land.

1840 komponierte dann Robert Schumann den Zyklus »Zwölf Gedichte von Justinus Kerner für Singstimme und Klavier« (op. 35), darunter auch das „Wanderlied“ (Nr. 3) in B-Dur.

1818 schuf Kerner den Text zur „Schwaben-Hymne“, die auch heute noch in Württemberg beim geselligen Beisammensein gerne gesungen wird, hier die erste und die beiden letzten Strophen:

Preisend mit viel schönen Reden

Ihrer Länder Wert und Zahl,

Saßen viele deutsche Fürsten

Einst zu Worms im Kaisersaal.

[…]

Eberhard, der mit dem Barte,

Württembergs geliebter Herr,

Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,

Trägt nicht Berge silberschwer;

Doch ein Kleinod hält’s verborgen:

Daß in Wäldern, noch so groß,

Ich mein Haupt kann kühnlich legen

Jedem Untertan in Schoß.“

Bei aller Lebensfreude war Kerners Charakter von einer wehmütigen Melancholie geprägt. Er spielte gerne auf der Maultrommel, um seine Stimmungen auszudrücken und auch anderen zu helfen. Auf dem Gemälde hält der das geliebte Instrument in der Hand. (Abb. 4: Kerner mit Maultrommel) Als Medizinstudent soll er auf diesem volkstümlichen Musikinstrument dem als geisteskrank geltenden Hölderlin im Tübinger Klinikum vorgespielt haben. Die Windharfe (Äolsharfe) auf der Burgruine Weibertreu bei Weinsberg, die Kerner installierte, sollte die Natur zum Klingen bringen und kann heute noch von Besuchern gehört werden. (Abb. 5: Burgruine Weibertreu; Abb. 6: Dicker Turm, Äolsharfe)

Bei allem Engagement, aller liebevollen Zuwendung, die Kerner als Oberamtsarzt für seine Patienten aufbrachte, blieb er sich der Grenze seiner ärztlichen Kunst bewusst, vor allem der Tatsache, dass gegen den Tod kein Kraut gewachsen ist. Hier die beiden ersten Strophen seines Gedichts »Der Kranke an den Arzt«, das durchaus als Selbstgespräch zu verstehen ist:

Arzt! o laß dein schmerzlich Heilen!

Weh zerreißt dein eignes Herz,

Und doch kannst du tröstend eilen

Täglich, ach! zu neuem Schmerz.

Sieh! für all die tausend Wunden

Wächst dir doch kein heilend Kraut,

Hast du eines auch gefunden,

Stillt’s kaum einen Seufzerlaut.

Auch das Gedicht »Der Wanderer in der Sägmühle« (1826) handelt vom Umgang mit dem Tod. Es war, wie man lesen kann, Franz Kafkas Lieblingsgedicht. Hier nur die beiden ersten und die letzte Strophe:

Dort unten in der Mühle

Saß ich in süßer Ruh‘

Und sah dem Räderspiele

Und sah den Wassern zu.

Sah zu der blanken Säge,

Es war mir wie ein Traum,

Die bahnte lange Wege

In einen Tannenbaum.

[…]

Vier Bretter sah ich fallen,

Mir ward’s ums Herze schwer,

Ein Wörtlein wollt‘ ich lallen,

Da ging das Rad nicht mehr.

Kerner hat auch einige Prosatexte verfasst, die zwar weniger bekannt sind als seine Gedichte, gleichwohl heute noch lesenswert sind: Ich verweise auf seinen Roman »Reiseschatten von dem Schattenspieler Luchs« (1811), sein poesievolles Sachbuch über Heilquellen »Das Wildbad im Königreich Württemberg …« (1812), die Erzählung »Die Heimatlosen« (1816), seine köstlich zu lesende Autobiografie »Das Bilderbuch aus meiner Knabenzeit« (1849) und schließlich sein letztes Werk: »Franz Anton Mesmer aus Schwaben, Entdecker des thierischen Magnetismus« (1856), die erste und wichtigste Mesmer-Biografie. (Abb. 7: Mesmer-Biografie, Titelblatt) Sie endet mit dem Gedicht »Auf Anton Mesmers Grab«. (Mesmer starb 1815; man muss wissen: sein Grab liegt auf einer Anhöhe hinter Meersburg mit einem wunderbaren Ausblick auf den Bodensee.) (Abb. 8: Mesmers Grab) Die letzten Verse lauten:

Als ich schied, sank schon die Sonne in der Fluten goldne Pracht,
Goß des Mondes mag’scher Spiegel seine Zauber durch die Nacht,
Sanfte Töne hört‘ ich tönen wie aus seinem Grabe – da
Dacht‘ ich seiner [Mesmers] letzten Worte: „Spielt mir die Harmonika!“

Die Glasharmonika oder Glasharfe, von Benjamin Franklin 1761 nach dem Prinzip der Elektrisiermaschine erfunden, war Mesmers Lieblingsinstrument, das er zur Intensivierung seiner magnetischen Kuren einsetzte. (Abb. 9: Glasharfe mit B. Franklin) Übrigens: Der junge Wolfgang Amadeus Mozart, der öfters mit seinem Vater zu Gast bei Mesmer in Wien war, bewunderte das Spiel des Gastgebers auf diesem Instrument. Auf den Einfluss des Mesmerismus auf Kerners ärztliches Denken und Handeln komme ich noch zurück.

Abb. 3: Justinus Kerner im Freundeskreis im Garten seines Hauses in Weinsberg
https://www.wikiwand.com/de/Kernerhaus
Abb. 4: Justinus Kerner mit der Maultrommel, seinem Lieblingsinstrumente
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Justinus_Kerner_1852_von_Ottavio_d%27Albuzzi.jpg
Abb. 5: Burgruine Weibertreu oberhalb von Weinsberg
https://www.wikiwand.com/de/Burgruine_Weibertreu

Abb. 6: Burgruine Weibertreu, Dicker Turm mit Windharfe und Inschriften namhafter Besuchert; https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Burgruine_Weibertreu_Dicker_Turm_innen_20060524.jpg

Abb. 7: Titelblatt von Kerners Mesmer-Biuografie (1856)
Mesmers Grabmal aus dem 19. Jahrhundert, restauriert anlässlich seines 200. Todestags am 15.03.2015; Foto: H. Schott (2015)
Abb. 9: Benjamin Franklin auf der von ihm instruierten Glasharfe; https://www.haw.uni-heidelberg.de/presse/pm-20140701_akademiesalon_2014.de.html

Justinus Kerner (1786-1862): Dichter, Arzt und Naturforscher (2021) — TEIL 1

Zum Kontext des folgenden Vortrags siehe diesen Blog-Beitrag. Er wird auch als Video auf Youtube zur Verfügung stehen. Sobald er dort erscheint, werde ich hier den betreffenden Link angeben.

Update vom 1.09.2021: Mein Vortrag ist als Video auf Youtube erschienen.

n welcher Zeit lebte Justinus Kerner?

Justinus Kerner wurde 1786 in Ludwigsburg als sechstes Kind eines Oberamtmannes geboren und starb als Oberamtsarzt 1862 in Weinsberg. Bevor wir auf diesen schwäbischen Arztdichter zu sprechen kommen, sollten wir uns kurz vergegenwärtigen, in welcher Zeit er lebte. Das kann ich hier nur in Stichwörtern andeuten: Aufklärung, Absolutismus, aufgeklärter Absolutismus, Französische Revolution, Napoleon, Restauration, Biedermeier, Märzrevolution, Dampfmaschine, Eisenbahnbau, industrielle Revolution, Entstehung des Proletariats, Arbeiterbewegung. Zu seinen Zeitgenossen zählten Hölderlin und Hegel, Beethoven und Schubert, mit seinen schwäbischen Landsleuten Eduard Mörike und Ludwig Uhland war er freundschaftlich verbunden. Während Beethovens Musik heute täglich im Radio zu hören ist und sein Name jeder kennt, hat von Justinus Kerner außerhalb des Schwabenlands kaum jemand gehört. Freilich kennen auch viele Nicht-Schwaben den Kerner-Wein, eine von der Weinbauschule in Weinsberg, der ältesten in Deutschland, kreierte Neuzüchtung der 1930er Jahre, die man nach ihm benannt hat (gegen den anfänglichen Widerstand des damaligen Kernervereins).

Doch für unser Thema wichtiger sind Medizin und Gesundheitswesen jener Zeit. Ich möchte die Situation im frühen 19. Jahrhundert kurz umreißen. Wir befinden uns am Vorabend der naturwissenschaftlichen Ausrichtung der Medizin und ihrer klinischen Entfaltung und fachlichen Spezialisierung. Die Zellbiologie steht am Anfang, Bakterien oder gar Viren sind noch nicht nachweisbar, dementsprechend sind Antisepsis und Asepsis bei chirurgischen Eingriffen unbekannt und Antibiotika oder Psychopharmaka kommen erst im darauffolgenden 20. Jahrhundert ins Spiel. So konkurrieren zu Kerners Zeit recht verschiedene Heilkonzepte miteinander, ohne dass es in der Medizin eine Leitwissenschaft gibt, etwa vergleichbar mit der Bakteriologie um 1900 oder der heutigen Molekularen Medizin. Um welche Konzepte handelt es sich? Im Folgenden seien die wichtigsten genannt: Galvanismus und Elektrotherapie, Brownianismus (eine Art Gegenreiztherapie nach der Lehre von John Brown), Gallsche Schädellehre (später als Phrenologie bezeichnet), Hydrotherapie (Kaltwasserkur vor Kneipp), Diätetik (Lehre von der gesunden Lebensführung, nach Hufeland »Makrobiotik« genannt), Humoralpathologie (modifizierte traditionelle Vier-Säftelehre), Homöopathie (nach Samuel Hahnemann), und – was für Justinus Kerner besonders wichtig war, wie wir sehen werden – animalischer Magnetismus (den man allgemein als Mesmerismus bezeichnet) und romantische Tiefenpsychologie (die naturphilosophisch begründet war).

Die politisch, kulturell und wissenschaftlich faszinierenden Gemengelage im frühen 19. Jahrhundert lässt sich an den Biografien der damaligen Naturforscher und Ärzte ablesen, die sich oft als Botaniker, vergleichende Anatomen, Geowissenschaftler, Naturphilosophen und eben auch als Dichter und Literaten in einer Person betätigten. Denn damals gab es noch keine scharfe Abgrenzung zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen und den schönen Künsten, zwischen Naturbetrachtung und Poesie, zwischen Naturforschung und Dichtung, denken wir nur an die Leitfigur jener Epoche, nämlich Goethe in Weimar.

Aber auch Kerner in Weinsberg kann auf seine Weise als ein Leitfigur begriffen werden. Die Autofahrer unter Ihnen kennen von den Staumeldungen vielleicht das »Autobahnkreuz Weinsberg«. Nehmen Sie einmal, wenn Sie vorbeikommen, die Ausfahrt nach Weinsberg. Sie können dann in wenigen Minuten das Kernerhaus erreichen, den authentischen Ort seines Wirkens, in dem er mit seiner Familie gewohnt und praktiziert hat. (Abb. 1: Kernerhaus historisch / Abb. 2: Kernerhaus heute) Sie sind dort mit einem eindrucksvollen Ensemble von originalen Exponaten konfrontiert und können in diese uns fremd gewordene Welt eintauchen, die ich Ihnen mit meinem Vortrag etwas näherbringen will.

Abb. 1: Kernerhaus 1826
https://www.wikiwand.com/de/Kernerhaus
Abb. 2: Kernerhaus heute, vom „Geisterturm“ aus gesehen
https://www.wikiwand.com/de/Kernerhaus

„ein jegliches hat seine Zeit …“ – Werden und Vergehen als Topos in der Medizingeschichte (2017) [1]

Diesen Vortrag hielt ich im Rahmen des Symposiums „Zur Bedeutung der Zeit in der Medizin“ in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin am 10.02.2017.

Hier das Programm.

Hier die PPT-Präsentation mit den 22 Folien, auf die im Text verwiesen wird.

Im folgenden das Redemanusrkipt, das inzwischen veröffentlicht wurde (siehe hier) in:

Zur Bedeutung der Zeit in der Medizin: Für eine zeitliche Kultivierung der Patient-Arzt-Begegnung.

Hg. von Peter F. Matthiessen. Kulmbach: ML Verlag, 2018, S. 97-119.

Zunächst zwei Zitate aus der Antike. In der Bibel lesen wir im Prediger Salomo (3,1-4): „(1) Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: (2) geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; (3) töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; (4) weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit […].“[2] Und im ersten Aphorismus des Hippokrates heißt es: „Das Leben ist kurz; die Kunst ist lang; der rechte Augenblick [kairos] geht schnell vorüber“. Hier sind also ärztliche Grundfragen angesprochen: Was ist die richtige, angemessene Zeit für Werden und Vergehen im Leben, wann ist der „rechte Augenblick“ (kairos) gekommen, um einzugreifen?

Wenn wir nun die Bedeutung der Zeit im Hinblick auf die Patient-Arzt-Begegnung in der heutigen Medizin besprechen wollen, was fällt uns dazu ein? Wahrscheinlich zunächst Stichwörter wie „Fünf-Minuten-Medizin“, „Überlebenszeit“, oder „vorzeitigen Blasensprung“. Oder die Redewendung, dass jemand „zu früh“ verstorben sei. Als mein Vater im Alter von 79 Jahren verstarb, meinte ein befreundeter Kollege und Klinikdirektor mit aufrichtigem Bedauern: „Aber das ist doch kein Alter!“ (Er wusste nicht, dass meine Familie einst sicher war, dass mein Vater aufgrund schwerer Erkrankungen wohl kaum das 60. Lebensjahr erreichen würde und wir alle erstaunt waren, dass er so lange gut leben konnte.)

Ökonomisierung und Digitalisierung haben dazu geführt, dass die Zeit immer dichter mit exakt messbarer Leistung ausgefüllt werden muss. Just in time und time is money sind somit auch für den Medizinbetrieb gültig, denken wir an Fallpauschale und „Verweildauer“ oder die normierten Handgriffe bei ambulanten Pflegediensten, was an den Taylorismus vor 100 Jahren erinnert. Können wir uns unter „Zeit“ überhaupt noch anderes vorstellen?

Werfen wir einen Blick in die Medizin- und Kulturgeschichte. Die Zeit geht unauflöslich mit der Natur einher, ist gewissermaßen identisch mit ihr. Erinnern wir uns an das verhüllte Standbild der Isis zu Sais im alten Ägypten, der als Göttin personifizierten Natur. Die Inschrift lautete nach Plutarch (in der Übersetzung von Kant): „Ich bin alles was da ist, was da war, und was da sein wird, und meinen Schleier hat kein Sterblicher aufgedeckt.“[3] (Folie 2) Die Bedeutung von Zeit und Natur ist uns heute letztlich so schleierhaft wie den Menschen vor Jahrtausenden und von einer gewaltsamen Enthüllung ist abzuraten, denken wir an Schillers großartige Ballade „Das verhüllte Standbild zu Sais“. Soweit meine Präambel. Ich möchte im Folgenden fünf verschiedene Dimensionen der Zeit skizzieren, bevor ich zu meinem Fazit komme. Diese Art Typologie habe ich eigens für diesen Vortrag entworfen, basierend auf meinen eigenen Arbeiten als Medizinhistoriker. Von Heidegger, Stephen Hawking oder anderen Zeit-Spezialisten verstehe ich zu wenig, um bei ihnen Anleihen machen zu können.

(1) Zyklische Zeit: Kosmische Korrespondenzen bei Gesundheit und Krankheit

Die Vorstellung einer zyklischen Zeit geht von sich regelmäßig wiederholenden Vorgängen aus, von einem Lebensrhythmus, der die menschliche wie außermenschliche Natur durchringt und von einer harmonischen Wechselwirkung der Naturdinge gekennzeichnet ist. Disharmonie bedeutet Störung und Krankheit. Seit Urzeiten ist für die Menschheit die Natur als Zeitgeberin allmächtig: die Tageszeit (Morgen, Mittag, Abend und Nacht), die Jahreszeit (Frühling, Sommer, Herbst und Winter), die Lebenszeit (Kindheit, Jugend, Erwachsen- und Greisenalter). (Folie) Analog hierzu hat die antike Wissenschaft und Medizin die Lehre von den vier Elementen (Luft, Feuer, Erde, Wasser) und den vier Säften (Blut, gelbe Galle, schwarze Galle, Schleim) und ihre jeweiligen Qualitäten hinzugefügt und damit ein System begründet, wonach die Medizin mit rationaler Kalkulation diagnostizieren, prognostizieren und therapieren konnte. (Folie 3) Die moderne Naturheilkunde fußt weitgehend auf diesem Erbe.

So heißt es beispielsweise in der hippokratischen Schrift „Die Natur des Menschen“: „Der Schleim wächst im Menschen im Winter. Von den Bestandteilen des Körpers ist er dem Winter am verwandtesten; denn er ist am kältesten [verglichen mit den anderen Säften]. […] Daß aber der Winter den Körper mit Schleim füllt, kann man an folgendem erkennen: was die Menschen im Winter speien und ausschneuzen, ist am schleimigsten. Auch werden die Schwellungen häufig in dieser Jahreszeit weiß, und auch die anderen Krankheiten werden schleimig.“[4] In der antiken Medizin spielte zudem die Lehre von den kritischen Tagen, an denen sich eine Krankheit entscheiden würde, eine große Rolle: etwa der 4.,7, 11. und 14. Tag nach Hippokrates oder der 7., 14., 20. und 27. Tag nach Galen (2. Jh.). Analog hierzu gab es die kritischen Jahre, so genannte Stufenjahre (anni climacterici). Auch hier war die Unglückszahl sieben maßgeblich, wobei das 63. Lebensjahr (7×9) als das gefährlichste galt.[5]

Die Korrespondenz zwischen Mikrokosmos (Mensch) und Makrokosmos (Welt) war noch in der frühen Neuzeit eine recht präsente Idee. So sprach Paracelsus, dass sich mit den Jahreszeiten alle Kräfte verwandelten „und ab- und zunehmen wie der Mond, und umgehen, wie ein Rad. […] Welches aber die rechte balsamische Zeit ist, in der die Kräfte bewahrt werden […] da ist unter den vier Jahreszeiten der Herbst am besten“. (Folie 4) Vor allem der bekannte englische Arzt und spekulative Naturphilosoph Robert Fludd hat in seinem Opus magnum diese Mikro-Makro-Kosmos Vorstellung im frühen 17. Jahrhundert ins Bild gesetzt. (Folie 5)

Es lag nahe, physiologische Befindlichkeiten und pathologische Störungen mit den äußeren Rhythmen der Natur in Beziehung zu setzen, wie es heute die Chronobiologie erforscht. Aber zugleich erfuhr der Mensch die Endlichkeit allen Lebens, vor allem seines eigenen Lebens, eine Zeitspanne, die mit dem Geborenwerden beginnt und dem Sterben endet. Dieses Werden und Vergehen wird traditionell in einem Lebensbogen vorgestellt, der einen Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende hat. Bekannt ist das Bild „Stufenjahre des Menschen“ um 1820, von dem es verschiedene Varianten gibt, hier biedermeierlich banalisiert: ohne Makrokosmos, Götter und die Siebenzahl. (Folie 6) Symbolträchtiger ist das Gemälde „Die Lebensstufen“ von Caspar David Friedrich aus dem Jahr 1836. (Folie 7)

Die zyklische Zeit war geprägt von einem kosmischen Rhythmus der sich bewegenden Himmelskörper, die nach Pythagoras die Sphärenharmonie (Harmonia mundi) erzeugten. Dieser Harmoniegedanke rückte Ende des 18. Jahrhunderts in den Mittelpunkt eines der populärsten Heilkonzepte jener Epoche zwischen Aufklärung und Romantik: nämlich des „animalischen Magnetismus“ oder Mesmerismus, der von Franz Anton Mesmer in den 1770er Jahren in Wien begründet worden war. Ich will hier nicht auf die Einzelheiten dieses Konzepts eingehen, das zwischen 1780 und 1830 seine Blütezeit erlebte und die Wissenschafts- und Kulturgeschichte zutiefst beeinflusste. (Folie 8) Für Mesmer entsprachen Ebbe und Flut der Harmonie physiologischer Vorgänge im gesunden Körper. Wenn Letztere gestört waren, mussten sie durch eine so genannte magnetischen Kur wieder harmonisiert werden. Dementsprechend postu­lierte er eine ärztliche „Kunst, die periodische Ebbe und Fluth […] nachzu­ahmen“.[6] Mesmers Konzept lässt sich, ähnlich wie das eines Paracelsus oder Sigmund Freud, nicht auf einen einfachen Nenner bringen. Als akademisch gebildeter Arzt der Aufklärung war er – paradoxerweise — zugleich ein wichtiger Impulsgeber für die romantische Naturphilosophie. Als einer, der mit einem kosmischen „Fluidum“ („Allflut“) operierte, war er doch ein Vertreter der mechanistisch-physikalischen Lehre vom Organismus. Dies zeigt seine nüchterne Graphik zu den „Epochen des Lebens“, von der Geburt bis zum Tod. (Folie 9) Die „magnetische Kur“ konnte bestenfalls das der jeweiligen Lebensepoche angemessene Verhältnis von Bewegung und Ruhe wiederherstellen.

(2) Transzendierende Zeit: Annäherungen an die göttliche Natur

Nach Auffassung der Alchemie, welche in der frühen Neuzeit experimentelle Medizin und Naturforschung beflügelte, konnten im alchemistischen Laboratorium die natürlichen Prozesse der Stoffverwandlung beschleunigt werden: einerseits um Metalle zu veredeln und Gold zu erzielen, andererseits um so genannte arcana, spezifische Arzneimittel in höchster Potenz, herzustellen. In spiritueller Hinsicht ging es zugleich um eine Vergeistigung wie in einem Gottesdienst, letztlich um eine unio mystica, eine Vereinigung mit der göttlichen Weisheit, um Erleuchtung. Diesen Vorgang möchte ich deshalb transzendierende Zeit nennen, die heute allenfalls noch in Bereichen der esoterischen Medizin oder religiösen Heilkunde Beachtung findet.

Paracelsus war eine prägende Gestalt der frühneuzeitlichen Alchemie und natürlichen Magie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der – ähnlich wie Luther auf dem Gebiet des religiösen Lebens – Medizin und Naturforschung radikal reformieren wollte, von den Romantikern auch als Lutherus medicorum gefeiert. Die Alchemisten sahen die von Gott gegebene Natur selbst als eine große Alchemistin oder Magierin an, deren Werk durch alchemistische Kunst im Labor zu vollenden sei. Wie das Eisen durch das Feuer, durch vulcanus als Schmied, aus dem Eisenerz geschmolzen werden muss, so verhalte es sich mit der Arznei: „die ist geschaffen von Gott, aber nicht bereit’t bis aufs Ende, sonder in der Schlacke verborgen. Jetzt ist es dem vulcano befohlen, die Schlacke von der Arznei zu tun. […] Was die Augen am Kraut sehen ist nit Arznei, oder an Gesteinen oder an Bäumen. Sie sehen allein die Schlacke. Inwendig aber, unter der Schlacke, da liegt die Arznei. Nun muß am ersten die Schlacke der Arznei genommen werden, danach so ist die Arznei da. Das ist alchimia und das Amt vulcani. […] So nun das alles geschehen ist, daß die Arznei bereit’t ist nach Inhalt der Kunst alchimiae, so wird sie dem Kranken zugestellt, wie dem Gesunden sein Speis.“[7]

Solche alchemistischen Prozeduren im Bereich der Medizin hatten also nicht das Goldmachen zum Ziel, sondern die Herstellung des potenten Arzneimittels, das als arcanum bezeichnet wurde. Sie implizierten dreierlei: (1) eine Beschleunigung und Vollendung der Alchemie der Natur, (2) eine Entschlackung, Verfeinerung, gewissermaßen eine Vergeistigung der Wirksubstanz und (3) schließlich mit dem arcanum ein Eintauchen in die göttliche Atmosphäre. In einer Graphik habe ich versucht, diesen Prozess der transzendierenden Zeit im paracelsischen Konzept der Alchemie bildlich darzustellen. (Folie 10) Der Gesamtprozess verläuft vom Irdischen zum Himmlischen. „Das Arkanum ist ein gewaltiger Himmel in der Hand des Arztes“, meinte Paracelsus. „[…] es sei, daß alle alte Art absterbe und in die neue Geburt geführt werde, sonst werden da keine Arzneien sein. Das Absterben ist ein Anfang der Abscheidung des Bösen vom Guten. Also bleibt die letzte Arznei, das ist die neu geborene Arznei“.[8]

Ein beliebtes Symbol hierfür war die Jakobs- oder Himmelsleiter, womit der Aufstieg des Naturforschers (philosopus) auf den Stufen einer Leiter vorgestellt wurde, die ihn zum göttlichen Licht führte. Robert Fludd hat dies in einer Graphik von 1619 dargestellt. (Folie 11) Ein weiteres Symbol war die Goldene Kette (Catena aurea) in Anlehnung an Platon, welche die den Menschen mit der schöpferischen Natura und diese wiederum mit Gott verband, dargestellt als himmlisches Feuer über den Wolken. (Folie 12) Diese hierarchische Trias Gott–Natur–Mensch war für das Menschen- und Weltbild der alchemistisch-magischen Medizin und Naturforschung grundlegend.

(3) Aufgebrochene Zeit: Zum Eingreifen geistiger Mächte in der Medizin      

Es gibt unvorhergesehen Ereignisse, sowohl krankmachende als auch heilende, die als Einfälle, Anfälle, Besessenheit von Mächten wahrgenommen werden, die den einzelnen Menschen von außen zu ergreifen scheinen und seinen zeitlich geordneten Lebenslauf schlagartig durcheinanderwirbeln und in Frage stellen. Diese Situation, in welcher der gewohnte Gang der Dinge jäh unterbrochen wird, nenne ich die aufgebrochene Zeit. Wohl jeder von uns hat mit entsprechenden Erschütterungen so seine Erfahrungen gemacht, wobei eher die Unglücksfälle als an die Glücksfälle im Gedächtnis haften bleiben, wie etwa von der psychoanalytischen Neurosenlehre oder bei der Posttraumatische Belastungsstörung beschrieben.

Doch im Folgenden wollen wir uns in medizinhistorischer Perspektive den „geistigen“ oder „dämonischen Mächten“ zuwenden und nicht Gewalttaten von Menschen oder Naturkatastrophen. Gute Geister oder Dämonen werden mit eudaimonia (Sokrates),  „Enthusiasmus“, „Ekstase“, „Schutzengel“ usw. in Verbindung gebracht, böse mit „Teufel“, „Nachtgeister“, „Gespenster“ usw., von denen der Mensch besessen werden kann, wenn er nicht aufpasst. Der normale Fortgang der Zeit wird dadurch empfindlich gestört. Auf die Wiederherstellung der gestörten Zeit durch Methoden des Exorzismus möchte ich hier nicht näher eingehen, ein faszinierendes Kapitel aus der Vorgeschichte der Psychotherapie und Psychoanalyse. (Folie 13) Zukünftige Ereignisse wie Krankheit,  Krieg oder Seuche wurden in der Antike durch die Weissagekunst (Mantik) prognostiziert, die am Anfang der systematischer Naturforschung stand: Astrologie bzw. Astronomie,  Leberschau, Vogelschau, Traumdeutung und dergleichen. Die Geburt von Monstren oder das Auftreten von Kometen kündigten noch und gerade im Zeitalter der Reformation nahendes Unheil oder gar den Weltuntergang an.

Aufgebrochene Zeit bedeutet auch, dass Phänomene, die wir heute an die Parapsychologie verweisen wie Hellsehen, visionäre Prophezeiungen, telepathische Fernheilungen oder Geisterseherei tatsächlich erlebt werden, die im „normalen“ Alltagsleben unmöglich erscheinen – also Ereignisse, welche die gewohnten Zeitabläufe überfliegen können, sodass diese „nichtig und klein“ erschienen wie in Reinhard Meys Lied „Über den Wolken“. Wir sind hier mit Phänomenen der natürlichen Magie, der Magie der Natur (Magia naturalis) konfrontiert, die in der romantischen Naturphilosophie und Medizin um 1800 noch einmal eine Blütezeit erlebte. Dies lässt sich am anthropologischen Schema der „Tag- und Nachtseite“ des renommierten Medizinprofessors Dietrich Georg Kieser ablesen, wo an den äußersten Enden die Zeit durch Hellsehen, von Carl Gustav Carus auch „Fernsehen“ genannt, aufgebrochen werden kann. (Folie 14) Besonders fasziniert waren romantisch inspirierte Ärzte vom „Somnambulismus“ bestimmter Patienten (vor allem Patientinnen), die ihnen vermeintlich einen Zugang zur Ursprache, zur Hieroglyphensprache der Natur oder gar zur Geisterwelt verschafften. Paradigmatisch hierfür ist die Krankengeschichte des Arztdichters Justinus Kerner „Die Seherin von Prevorst“ (1829). (Folien 15 und 16)

(4) Totalitäre Zeit: Zur Dogmatik der naturwissenschaftlichen Medizin

Seit dem Zeitalter der Aufklärung bildete sich vor allem im Verlauf des 19. Jahrhunderts im Kontext der industriellen Revolution und ihrer wissenschaftlich-technischen Innovationen ein ungeheurer Fortschrittsglaube heraus, der auch die aufblühende naturwissenschaftliche Medizin unter dem Eindruck von Darwinismus und Bakteriologie erfasste. Die Naturwissenschaft als quasi neue Religion sollte nach dem Willen der Monisten die Menschheit bereits im Diesseits erlösen. Diese alle Welträtsel umspannende Zeit, die keinen Raum für andere, insbesondere religiöse Zeitdimensionen zuließ, nenne ich wegen ihres Anspruchs der Ausschließlichkeit „totalitäre Zeit“.

An dieser Stelle möchte ich eine Anekdote erzählen. Vor einigen Jahren Zeit besuchte ich den Vortrag eines Theologen, der sich u. a. mit der Problematik des Hirntods befasste. In der Diskussion meldete sich ein älterer Arzt zu Wort, der dem Auditorium sehr vehement erklärte, dass mit dem Tod – und der Hirntod sei ein solcher – „alles aus, alles vorbei“ sei, das sei ganz klar wissenschaftlich bewiesen und daran sei nun einmal nicht zu rütteln. Seine erkennbare Emotion provozierte mich zur spontanen Frage: „Woher wissen Sie das denn so genau?“ Seine Antwort lautete ebenso spontan: „Ich glaube das!“ Woraufhin ich belustigt bemerkte: „Aha, Sie glauben das, dann bin ich beruhigt!“ Und das Auditorium musste lachen.

Diese Glaubensgewissheit des Kollegen lässt sich wissenschaftshistorisch einordnen. Die Fortschritte von Wissenschaft und Technik im Laufe des 19. Jahrhundert führten zur Idee, dass die Religion der Zukunft die rationale, empirische Naturwissenschaft sein sollte, was im biologischen Monismus mündete und zur Gründung des Deutschen Monistenbunds durch Ernst Haeckel Anfang des 20. Jahrhunderts führte. Kennzeichnend war die totalitäre Zeitvorstellung: eindimensional alle anderen Vorstellungen ausblendend, die nicht zum evolutionären Fortschrittsmythos passten, der in Haeckels pädagogischen Sinnbildern zum Ausdruck kam: etwa im Stammbaum des Menschen (Folie 17).

Der Molekularbiologe Jens Reich fragte in einem ZEIT-Artikel von 2008 unter der Überschrift „Medizin: Leben und Vergehen“, „ob die moderne Biomedizin grundsätzliche Fehlstellen aufweist. Drei Stichworte umreißen die Antwort: Der unvollkommene Körper. Das Alter. Der Tod.“[9] Die „blinde Kraft der Evolution“ – und gerade kein intelligenter Designer – habe zum unvollkommenen Körper geführt, dessen „vernünftiges Enhancement“[10] man kaum „überzeugend begründet ablehnen“ könne. Das biologische Altern sei rätselhaft, möglicherweise eher durch einen gezielten Abbau als durch Verschleiß bewirkt. Überhaupt sei ein Rätsel, „wie sich die Einheit des gesamten Organismus herstellt.“ Und der Tod sei, nach der Erkenntnis der „Apoptose“, des programmierten Zelltods, für die Molekularbiologie „ein Programm und kein Zerfall“. Es ist in meinen Augen frappierend, dass die heutige Molekularbiologie von einem Zusammenspiel ungezählter Regulationsvorgänge ausgeht und dies im Einzelnen immer genauer erforscht, aber letztlich Werden und Vergehen, die biologisch inhärente Zeitstruktur des Organismus, den „Sinn“ derselben, nicht oder noch erklären kann. Der Tod müsste doch als die größte Absurdität das evolutionsbiologische Denken aufwühlen, denn welchen Sinn soll die Evolution des Lebens ergeben, wenn am Ende der Tod steht – spätestes mit dem Verglühen der Erde? Die Wissenschaft muss wohl solche abgründig-existenzielle Fragen ausblenden, um sich gegen das Absurde, wie es ein Albert Camus verstand, zu immunisieren.

(5) Vertriebene Zeit: Illusionen vom Werden ohne Vergehen

Schließlich soll noch ein eigentümliches Bestreben der Menschen beleuchtet werden, das gerade für die Medizin seit alters her eine große Herausforderung aber auch ein lukratives Betätigungsfeld darstellt. Ich meine den Versuch, die Zeit des Vergehens anzuhalten, zurückzudrehen, vergessen zu machen. Oder anders gesagt: Ein Werden ohne Vergehen zu produzieren. Ich nenne dies die vertriebene Zeit, wir könnten hierzu auch die Ausdrücke „Zeitvertreib“ und „die Zeit totschlagen“ assoziieren. Damit ist keineswegs nur die plastische Chirurgie, insofern sie Schönheit und Verjüngung produziert, befasst, sondern auch ein riesiger außermedizinischer Bereich, von der Kosmetik- bis zur Wellness-Industrie.

Wir sind mit dem uralten Wunschtraum der Menschheit konfrontiert: dem Jungbrunnen. Lucas Cranach d. Ä. hat diesen Traum 1546, dem Todesjahr von Martin Luther, in seinem berühmten Gemälde dargestellt. (Folie 18) Links werden die (weiblichen) Gebrechlichen, Kranken und Alten zum Brunnen herangekarrt, rechts verlassen sie ihn als junge Schönheiten, die sich wieder den irdischen Freuden hingeben können. Solche Verjüngungsphantasien sind wohl so alt wie die Menschheitsgeschichte und wurden und werden in der Medizin in vielfältiger Form konkret verwirklicht. Als Beispiel wäre der Aufstieg der plastischen Chirurgie, der so genannten Schönheitsoperationen, im 20. Jahrhundert zu nennen. So korrigierte schon vor 100 Jahren der geniale (jüdischen) Arzt Jacques Joseph („Nasenjoseph“, „Noseph“) in seiner Berliner Praxis unschöne Ohren, Nasen und schlaffe Gesichter, wogegen er seine Face-lifting-Methode empfahl. (Folie 19) Gegenwärtig ist Anti-Aging ein großes Thema, auch im Hinblick auf die Männer. (Folie 20) Vor allem Botox-Einspritzungen gegen Gesichtsfalten, die alt aussehen lassen, sind en vogue. (Folie 21)

Der Kampf gegen das Altern hat heute eine kaum überbietbare Intensität erreicht, und die Medizin spielt hierbei eine zentrale Rolle. Sie soll es schaffen, die Zeichen der Natur, abgesehen von denen der Kultur, unkenntlich zu machen, zu retouchieren, neu zu justieren, um die Zeit zu vertreiben. Die Signaturen an der Körperoberfläche werden gegenüber der Körperphysiologie verfälscht, sie sollen äußerlich etwas vorspiegeln, was im Inneren nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Insofern gleicht diese Art von Medizin einer Illusionskünstlerin, welche die Bedürfnisse ihrer Kunden gewinnbringend befriedigt.

Werden ohne Vergehen, leben ohne zu sterben entspricht nicht nur dem erwähnten Traum vom Jungbrunnen, sondern auch dem allgemeinen Versprechen der Medizin, dass Vergehen, Absterben und letztlich den Tod – wenn auch nur punktuell – zu neutralisieren. Es geht wie gesagt darum, den Verfallsprozess des Körpers aufzuhalten und sein absolutes Vergehen im Tod möglichst lange hinauszuschieben. Hierzu fällt mir die Schauergeschichte „Tatsachen im Fall Waldemar“ von Edgar Allen Poe ein, wo der Verfallsprozess bei einem Sterbenden bzw. Toten sieben Monate lang durch Magnetisieren scheinbar aufgehalten wird, bis der Leichnam als stinkende Masse zerfließt.

Besteht nicht gerade darin, nämlich den Verfall aufzuhalten, das Vergehen hinauszuschieben, das legitime Hauptgeschäft der Medizin? Wo aber liegen die vernünftigen Grenzen? Ich meine, dass nur eine Rückbesinnung auf die conditio humana, auf unsere anthropologische Verfasstheit möglicherweise weiterhelfen kann. Wir haben demütig einzusehen, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist, in der eine ständiges Werden und Vergehen passiert, und dass wir nicht über diesen Zeithorizont hinausschauen können, so lange wir unser irdisches Leben führen – obwohl wir die meisten von uns in der einen oder anderen Weise ahnen, erhoffen, befürchten oder glauben, dass sich das Leben nicht darin erschöpft. Sigmund Freud hat diese Problematik einmal in einer wunderbaren Wendung auf den Punkt gebracht. In der Psychoanalyse könne, so seine Formulierung, „der Ausspruch gewagt werden: im Grunde glaube niemand an seinen eigenen Tod oder, was dasselbe ist: im Unbewußten sei jeder von uns von seiner Unsterblichkeit überzeugt.“[11]

Schlussbetrachtung

Zum Schluss ein eigenes Foto im Hintergrund zur Entspannung. (Folie 22) Angesichts meines Versuchs einer typologischen Auffächerung der Zeitvorstellungen stellt sich die Frage: Wofür sollen wir uns bei der Begegnung von Arzt und Patient entscheiden, wenn wir diese „zeitlich kultivieren“ wollen? Ich bin der Meinung, dass keine einzelne Dimension die anderen beherrschen oder ausblenden darf. Eher kommt es auf eine synoptische, sympathetische, synästhetische „Ahn(d)ung“ an, um diesen beliebten Ausdruck in der romantischen Naturphilosophie zu gebrauchen. Wahrscheinlich kann diese „Ahn(d)ung“ nur durch Selbstanalyse gewonnen werden, die historisch zu relativieren vermag und vor doktrinärer Verengung (und Humorlosigkeit) schützt. Nur dann kann in meinen Augen eine geglückte Begegnung von Arzt und Patient zustande kommen, wenn für die verschiedenen Zeitdimensionen ein Resonanzraum offensteht, in dem angeschlagene Töne gemeinsam gehört werden können. Auch wenn heute die zyklische, transzendierende und aufgebrochene Zeit gegenüber der totalitären und vertriebenen Zeit fast in Vergessenheit geraten sind, gehören die drei Erstgenannten unausrottbar zu unserer anthropologischen Grundausstattung: nämlich die Wahrnehmung des Rhythmus in den Naturvorgängen, das Herausdestillieren der Heilkraft durch rituelle Übungen und die Erfahrung von dämonisch anmutenden Glücks- und Unglücksfällen, die den bisherigen Lebenslauf aus den Angeln heben.

Zeitliche Kultivierung der Begegnung von Arzt und Patient kann nicht auf einer Einbahnstraße erreicht werden: nämlich vom Arzt in der Rolle des Experten zum Patienten in der Rolle des zu erziehenden „edlen Wilden“. Patienten haben ihre eigene Expertise und ihre eigenen Erfahrungen mit der Zeit. Es hängt nun von der Kunst des Arztes ab, sich für die verschiedenen Dimensionen oder Typen des Zeiterlebens seines Patienten so zu öffnen, dass eine Resonanz, ein gemeinsames Hören, möglich wird. Unter Umständen muss er, der Arzt, alle möglichen wissenschaftlichen Theorien und praktischen Behandlungsrichtlinien ein Stück weit vergessen, um die notwendige Offenheit zu erreichen. Aber wie überhaupt bei zwischenmenschlichen Begegnungen: Letztlich hat der Arzt es nicht, zumindest nicht alleine, in der Hand, ob die Begegnung wirklich glückt – das heißt vor allem: heilsam wirkt.

Ich möchte mit einer Anekdote schließen. Der bekannte US-amerikanische Medizinjournalist Norman Cousins, der über Albert Schweitzer einige Schriften verfasst hat, unterhielt sich einmal mit diesem in Lambarene über die Heilerfolge von Medizinmännern. „Als ich Albert Schweitzer fragte, wie er sich erkläre, daß überhaupt jemand nach der Behandlung durch einen afrikanischen Medizinmann hoffen könne, gesund zu werden, sagte er, ich verlangte von ihm, ein Geheimnis zu enthüllen, das die Ärzte schon seit Hippokrates mit sich herumtrügen. ‚Aber ich will es ihnen trotzdem verraten‘, sagte er […] ‚Der Medizinmann hat aus dem gleichen Grund Erfolg wie wir [Ärzte] auch. Alle Patienten tragen ihren eigenen Arzt in sich. Sie kommen zu uns, ohne diese Wahrheit zu kennen. Wir sind dann am erfolgreichsten, wenn wir dem Arzt, der in jedem Patienten steckt, die Chance geben, in Funktion zu treten.“[12] Eine treffendere Aussage zu unserem Rahmenthema kann ich mir kaum vorstellen.

[1] Vortrag im Rahmen des Symposiums „Zur Bedeutung der Zeit für in der Medizin“ in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin am 10. bzw. 11.02.2017 (Folie 1)

[2] Zit. n. der Lutherbibel 1984: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-1984/bibeltext/bibelstelle/pred3,14/ (3.01.2017)

[3] Zit. n. Heinz Schott: Magie der Natur. Historische Variationen über ein Motiv der Heilkunst. Aachen: Shaker, 2014, Teilband 1, S. 24/9

[4] Hippokrates: Schriften. Die Anfänge der abendländischen Medizin. Übersetzt […] und herausgegeben von Hans Diller. Hamburg: Rowohlt, 1962 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft; Griechische Literatur; Bd.4), S. 171 f.

[5] Handwörterbuch das Deutschen Aberglaubens. Hg. von H. Bächthold-Stäubli. Bd. 8. Berlin; Leipzig: de Gruyter, 1936/37, Sp. 562 f.

[6] A. a. O., S. 14.

[7] Paracelsus: Labyrinthus medicorum errantium. In: Vom Licht der Natur und des Geistes. Eine Auswahl. Hg. von Kurt Goldammer. Stuttgart: Reclam, 1979 (Universal-Bibliothek nr. 8448 [3], S. 33-96, hier S. 58 f.

[8] Paracelsus: Opus paramirum; Zit n. Helmut Hiller: Paracelsus-Lexikon. Anger: Anger Verlag Eick, 1996, S. 29.

[9] DIE ZEIT, 20. März 2008 Nr. 13;  http://www.zeit.de/2008/13/Edi-Reich-Nachwort (3.01.2016).

[10] Anführungszeichen im Original.

[11] Sigmund Freud: Zeitgemäßes über Krieg und Tod (1915); http://www.textlog.de/freud-psychoanalyse-verhaeltnis-tode.html (3.01.2017)

[12] Norman Cousins: Der Arzt in uns selbst. Die Geschichte einer erstaunlichen Heilung – gegen alle düsteren Prognosen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1983 (Rororo; 7828: rororo-Sachbuch), S. 71f.

Religion und Psychiatrie – gestern, heute, morgen (2017)

Am 27. Januar 2017 hielt ich im Rahmen der Tagung

WahnSinn:  Ekstase, Besessenheit, Psychose — passen seelische Gesundheit und spirituelle Extrem zusammen?

an der Evangelischen Akademie Tutzing einen Vortrag. Hier der Link auf die vollständige Powerpoint-Präsentation

An diesem Tag herrschte in Tutzing strahlendes Winderwetter, wie die Fotos aus dem Hotelzimmerfenster zeigen: Schnee, Starnberger See und im Hintergrund die Alpen (auf den Fotos allerdings nicht zu sehen).

img_1661

Blick vom Fenster des Hotelzimmers in Tutzing, am 27.01.2016, nachmittags ca. 16 Uhr

IMG_1660.JPG

Im Folgenden die ersten 21 von insgesamt 47 Folien als Bilddateien direkt zum Ansehen.

0001.jpg

0002.jpg

0003.jpg

0004.jpg

0005.jpg

0006.jpg

0007.jpg

0008.jpg

0009.jpg

0010.jpg

0011.jpg

0012.jpg

0013.jpg

0014.jpg

0015.jpg

0016.jpg

0017.jpg

0018.jpg

0019.jpg

0020.jpg

0021.jpg

0022.jpg

0023.jpg

Ambivalente Quellen: Naturphilosophie, Mystik und Romantik (2011)

Diesen Vortrag hielt ich auf der 17. Jahrestagung der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft zum Rahmenthema „Medizinische Anthropologie. Quellen – Kontexte – Perspektiven“ im  Medizinhistorisches Institut der Universität Bonn am 22.10.2011.

Hier das Redemanuskript als PDF zum Download.

 

Über den Umgang mit psychisch Kranken: Medizin- und sozialhistorische Aspekte (2016)

Im Rahmen der 34. Psychiatrietage Königslutter 2016 zum Rahmenthema „Psychische Störungen und Familie“ hielt ich am 17.11.2016 einen Vortrag. Die PPT-Präsentation ist hier zu finden. 

Justinus Kerner, die Wurstvergiftung und das Botulinumtoxin

Am 19. November 2014 hielt ich in Bonn einen Vortrag zum Thema:

„Botulinumtoxin: Vom Gift zum Heilmittel“

Es handelte sich um eine Fortbildungsveranstaltung, die sich insbesondere an Vertreter der Neurologie und Orthopädie richtete (Näheres siehe unten). 

Link zur PPT-Präsentation (hier als PDF):

https://drive.google.com/file/d/0ByekXtB9kRIyS3BWbFJUWGpKUXc/view?usp=sharing

Organisation: Herr PD Dr. Richard Placzek
Herr PD Dr. Sebastian Paus
E-Mail (Anmeldung): elena.fricke@ukb.uni-bonn.de
Thema: „Botulinumtoxin und Bewegungsapparat – Gestern-Heute-Morgen“
Datum: 19.11.2014
Zeit: 19:00 bis 21:00 Uhr
Ort: Hörsaal und Foyer des Biomedizinischen Zentrums
Universitätsklinikum Bonn
Neurologische Klinik im
Siegmund-Freud-Str. 25
53127 Bonn

Franz Anton Mesmer (1734-1815) und die Geschichte des animalischen Magnetismus (2011)

Vortrag am Medizinhistorischen Institut der Universität Bern am 31. März 2011.

PPT-Präsentation siehe Link:

https://drive.google.com/file/d/0ByekXtB9kRIyakFidkxXVVJra1k/edit?usp=sharing